15. – 19.08.2015 – Seattle

Seit unserer Ankunft hier in Seattle sind nun schon 5 Tage vergangen. 5 Tage in denen es uns nicht wirklich langweilig geworden ist. Wir haben Pferde gestriegelt, sind geschwommen, haben fein gegessen, waren im stunden- resp. tagelangem Shoppingrausch, haben Sightseeing gemacht und sind auch noch ein bisschen Rad gefahren. Aber alles schön der Reihe nach…

Am Samstagmorgen, nach einem feinen Frühstück mit warmen Toasts und Müesli, fahren wir mit Alani in die Downtown von Seattle, wo wir ein paar Kleider und Schuhe einkaufen müssen. Ja, wir müssen – denn wir haben erstens die Nase voll von unseren wenigen „Freizeit-Kleidern“ und zweitens eignen sich diese eher für den Campingplatz als für die Stadt. Na gut, wir fahren heute zwar raus aufs Land, doch wir wollen einfach in anderen Kleidern erscheinen. Ein „Fast-Shopping“ von 1,5 Stunden steht an und wir rennen in den ersten Laden, in welchem wir alle erst einmal richtige Schuhe finden. In den Bike-Schuhen ist nämlich nicht gut shoppen, und in den Flip-Flops ist nicht gut Pferde besuchen. Für die Kinder finden wir noch ein paar Kleider.

Im zweiten Laden gibt’s für mich ein frisches T-Shirt und im dritten und vierten lassen wir uns das Wasser im Mund zusammen laufen. Nicht wegen den frischen Weggli, nein, wegen den tollen Outdoor-Kleidern der top Marken welche hier eigene, grosse Läden führen. Kaufen tun wir nichts mehr, wir brauchen etwas mehr Zeit, welche wir uns dann an einem anderen Tag nehmen werden (und wie…).

Alani holt uns an der gleichen Strasse wieder ab, an welcher sie uns hingestellt hat. Ein Wunder, dass wir diese ohne Probleme wieder gefunden haben. Hier in den Schluchten der Wolkenkratzer von Seattle läuft einiges mehr als zum Beispiel noch vor zwei Tagen im verschlafenen Städtchen von Montesano. Aber die Hektik hier zwischen diesen hohen Türmen gefällt mir im Moment sehr gut, wir sind ja im Moment nicht mit unseren Velos auf den Strassen.

Nun fahren wir nach Redmond, dort wo die Schaltzentrale unser fast aller Betriebssysteme (sorry ihr Apple-Benutzer) her kommt. Diese Stadt besteht fast gänzlich aus Microsoft. Nicht weit davon entfernt lebt Alanis Mutter, bei der ich vor 21 Jahren während 2 Monaten als Student gelebt habe. Sie ist vor 2 Monaten hierher gezogen. Von einem wirklich ganz kleinen Häuschen in Bellevue, einer Stadt östlich von Seattle, hier her auf ein 5 Acre (ca. 2 Hektaren oder 20‘000 m2) Grundstück mit einem ziemlich grossen Haus und einem schönen Stall. Sie hat ihren Lebenstraum erfüllt und hat sich vor 2 Jahren einen wilden Mustang, welcher die Regierung zur Regulierung der wilden Pferde eingefangen hat, gekauft. Als hätte sie auf uns gewartet, wird heute ihr Pferd mit einem zweiten, erst kürzlich vor der Schlachtbank geretteten Pferd, von einer anderen Farm ausgeliefert. Welch ein Ereignis, unser Besuch steht heute eher im Schatten der beiden Pferde. Dennoch freut sich Stephanie auf unseren Besuch und spannt unsere Hilfe sofort in ihre Arbeit ein. Na ja, mir persönlich gefallen Pferde sehr gut, aber nicht mehr und nicht weniger. Ariane und vor allem die Kinder sind natürlich sofort Feuer und Flamme und können sich kaum mehr von den Tieren trennen. Ich machs mir auf der schönen Terrasse mit einem kleinen, plätschernden Wasserfall bequem und lese ein bisschen die News. Am Abend gibt es dann noch ein feines BBQ, viele Würste, Salat, Chips, Mais etc. Wir geniessen den Abend mit unseren Freuden.

Am Sonntag steht erst einmal ein grosses Frühstück mit Waffeln, Früchten, Toasts und Müsli auf dem Tisch. Anschliessend gehen wir alle zusammen – zu Fuss – an den Lake Washington, welcher ca. 15 Fuss-Minuten vom Haus von Alani und Dan entfernt ist. Hier wird gebadet, Football geworfen und Sandburgen gebaut. Wir ruhen uns in der Morgen- resp. Mittagssonne ein bisschen von unserer Tour aus. Am Nachmittag dürfen wir Alanis Auto benutzen und fahren in den Norden der Stadt, wo wir bei einem Bikeshop ein paar Kartons für unsere Velos abholen. Ja genau, am Sonntag wird hier gearbeitet – man will sich in einer Millionenstadt kein Geschäft entgehen lassen. Und wann kommen die Leute ins Geschäft – ganz bestimmt am Sonntag. Tatsächlich sind viele Leute im Laden und kaufen ihre Fahrräder oder Zubehör dafür. Unser nächster Stopp ist im REI-Flagship-Store – ein Outdoor-Laden mit einer Grösse die wir gar nicht beschreiben können. Ein Traum, ein Traum, ein Traum!!! Der Laden ist so gross, dass eine ca. 30 Meter hohe Kletterwand darin Platz hat. Es gibt richtige Trails um die Schuhe ausprobieren zu können, draussen gibt es einen Mountainbike Single Trail und drinnen finden sich 4 Schweizer kaum zurecht – es ist fast zu gross. Dennoch, ein Traum! Doch eingekauft wird nicht sehr viel, wir haben uns nur mal ein bisschen inspirieren lassen.

Langsam ruft der Hunger und wir fahren nach Bellevue, wo ich im 1994 wie bereits erwähnt, 2 Monate gelebt habe. Wir fahren beim noch vorhandenen Häuschen vorbei – es wird bald abgerissen und eine riesige Villa, wie sie nun rundherum stehen, wird hier bald gebaut. Stephanie hat ein riesen Geschäft gemacht, der Landpreis hier in Bellevue, wo auch Bill Gates nicht weit davon sein Anwesen hat, ist in den letzten Jahren nur so in die Höhe geschnellt. Wir fahren zum mexikanischen Restaurant, wo ich schon vor über 20 Jahren einige Fajitas verdrückt und Margaritas genossen habe. Ein Wunder dass dieses Restaurant noch steht, die Stadt hat sich extrem verändert und es stehen viele neue Häuser und Wolkenkratzer. Bellevue hat seine eigene Skyline, welche Seattle schon fast Konkurrenz macht.

Am Montag fahren wir mit Alani, welche heute frei hat, noch einmal zu Stephanie auf die Farm. Unsere Alani möchte noch einen Tag mit den Pferden verbringen, Lorin, Ariane und ich wollen aber noch etwas anderes anschauen. Und so sagen wir den beiden Alanis und Stephanie good bye und fahren mit Stephanies Auto, welches wir nun bis zum Schluss unseres Besuches brauchen dürfen, zu den Boeing-Fields. Hier haben wir eine Tour gebucht, wir wollen uns die Montagehallen der grössten Flugzeuge der Welt anschauen gehen. Und was für Hallen wir da besichtigen können. Wir dürfen ins grösste (flächenmässig) Gebäude der Welt. Hier werden die Jumbo-Jets seit den 60er Jahren gebaut und ausgeliefert. Wahnsinn wie hier die Logistik läuft und die Platzverhältnisse ausgenutzt werden. 5 dieser Riesenvögel werden gleichzeitig zusammen gebaut. Und damit nicht genug, weiter hinten in der gleichen Halle werden die neusten Boeing Flugzeuge, der Dreamliner (Boeing 787) zusammengesetzt. Von diesem Flugzeug werden die Rumpfteile, Flügel, Motoren und Fahrwerke aus aller Welt angeliefert und innerhalb 3 Tagen wird eine Maschine komplett zusammengesetzt. Es ist wie ein sehr langsames Laufband auf dem die Maschine während 3 Tagen durch die Halle fährt und an jedem Tag wird eine neue Maschine fertig gestellt. Und im restlichen Teil der Halle werden dann noch ein paar andere Flugzeugtypen zusammen gestellt. Einfach unglaublich was hier abgeht.

Die Fahrt nach Hause verbringen wir mit abertausenden von anderen Fahrzeugen auf der Autobahn, wir verpassen hier und da eine Ausfahrt und sehen durch den Umweg noch einmal die Skyline von Seattle von einer anderen Seite. Alles in allem kommen wir doch noch gut durch den Abendverkehr. Die beiden Alanis treffen ziemlich spät ein und es ist schon fast dunkel als wir unsere feinen Hamburger draussen auf den Grill werfen.

Der Dienstag steht im Zeichen vom Radfahren und Shopping. Wir fahren noch einmal auf unseren Fahrrädern, so dass wir das Gefühl nicht ganz verlieren. Es geht über die schwimmende Brücke über den Lake Washington nach Bellevue. Dort verbringen wir den ganzen Nachmittag in der grossen Mall, es hat so viele Läden, wir sehen nur einige davon – die verdienen aber gewaltig an uns. Es geht so weit, dass unsere Kreditkarte nicht mehr akzeptiert wird. Na ja, für diese Fälle hat man ja zwei davon (soll ich jetzt ein 😉 oder ein L machen???). Nun ja, wir dürfen ja ziemlich viel Gepäck mit auf den Flieger nehmen… Die Fahrt mit den Velos von und nach Seattle ist einerseits super schön, es hat viele Fahrradstrassen und ist alles top beschildert. Andererseits führt der Weg über die Brücke direkt der 8 spurigen Autobahn entlang und ist dementsprechend laut. Und hinzu kommt noch die Streckenführung in Bellevue. Die hat wohl einer am PC vorgenommen, denn so steile Strassen schaffen wir sogar ohne Gepäck praktisch nicht. So ist es natürlich schwierig, die Leute fürs Velo auf dem Arbeitsweg zu motivieren. Wir haben jedenfalls heute unser Training gehabt. Nicht so Lorin, obschon er auch tüchtig mitgestrampelt ist, rennt er anschliessend noch eine halbe Stunde auf dem Trainingsgerät von Dan und schwitzt was das Zeugs hält. Wir kochen Alani und Dan – und natürlich auch uns – Hörnli mit Ghacktem und Apfelschnitze. Das einfache Essen kommt gut an und wir verbringen einen wirklich gemütlichen Abend zusammen. Es wird spät bis wir ins Bett kommen.

Mittwoch: ich beginne mit dem Auseinandernehmen der Bikes, während die andern ein bisschen ausschlafen. Nach dem schnellen Frühstück gehe ich zum U-Haul Vermieter und bestelle einen grossen Van für Freitag, mit dem wir dann an den Flughafen fahren werden. Anschliessend fahren wir mit der „Light-Rail“, einer Art S-Bahn, mitten in die Downtown von Seattle. Wir besichtigen den extrem mit Touristen bevölkerten Pike Place Market, an dem die Fische von den Verkäufern herumgeworfen werden. Es gibt viele Handwerker-Stände, Blumen, Gemüse und Früchte Stände und viele Restaurants resp. Take-aways. Natürlich schauen wir kurz noch zum ersten Starbucks-Laden überhaupt (hat jemand gewusst, dass die Erfolgsgeschichte von Starbucks hier in Seattle begann?). Danach spazieren wir zum höchsten Gebäude von Seattle, zum über 300 Meter hohen Columbia Tower. Ariane und Lorin fahren mit dem Lift in den 73. Stock und geniessen die Aussicht von der höchsten Aussichtsplattform westlich des Mississippis über die Stadt in die Cascade-Mountains, auf die Berge der Olympic-Halbinsel und bis runter zum Vulkanberg Mt. Rainier. Alani will nicht so hoch hinauf und ich bin ganz ehrlich, ich bin nicht unfroh, dass ich mit ihr unten bleibe. Natürlich würde ich gerne auch hoch und die Aussicht auf „meine“ Stadt geniessen, aber irgendwie ist mir nicht ganz wohl in so hohen Türmen. Die beiden kommen auf jeden Fall mit grosser Begeisterung wieder runter und zeigen uns die tollen Fotos.

Nun fahren wir mit der Monorail, welche seit 1962 über den Strassen von Seattle von Down-Town zum Ausstellungsgelände der damaligen Weltausstellung zur berühmten Space-Needle fährt. Das Wahrzeichen von Seattle schauen wir uns aus der Nähe an, fahren aber nicht hinauf auf die Aussichtsplattform, da zwei von uns aus bekannten Gründen lieber den richtigen Boden unter den Füssen haben und die beiden anderen heute schön viel höher waren.

Auf dem Heimweg schauen wir kurz bei einem chinesischen Coiffeur-Salon rein und Lorin werden in knappen 10 Minuten die Haare geschoren. Erstaunliches Resultat und er fühlt sich schon wieder viel wohler. Zum Abendessen fahren wir in den Norden der Stadt, in ein Restaurant mit einer herrlichen Terrasse auf den See und mit Sicht auf den Sonnenuntergang. Wir geniessen ein herrliches Essen zusammen mit Dan und Alani und feiern auch noch ihren vor einer Stunde getätigten Hauskauf. Sie haben sich für ein Haus in der Nähe von Stephanie interessiert und wussten die beiden letzten Tage nicht, ob sie den Zuschlag erhalten werden oder nicht. Und vor einer Stunde haben sie erfahren, dass die anderen Interessenten ausgestiegen sind und dass sie nun den Zuschlag haben. Wir stossen auf dieses tolle Ereignis an und sie zeigen uns einige Fotos dieses riesigen Hauses. Wow, bei uns würde dafür eine 7-Stellige Summe mit einer 2, wenn nicht fast einer 3 nötig sein. Über den Preis welchen sie bezahlen sprechen wir hier nicht, aber ich würde auch sofort einschlagen… Wir müssen wohl bald wieder hierher zurück kommen und schauen wie das dann in Wirklichkeit aussieht – und dann wird ja auch ein Baby da sein. Beginnen wir halt wieder zu sparen 😉

Und wie es weiter geht, das kommt in einem späteren Bericht – vielleicht dann schon aus der Schweiz?!?!

Vor der Space Needle

Hair cut

Dan, Alani und die Schweizer