Test- und Trainings-Tour in den Jura

Vielen Dank für die paar Rückmeldungen betreffend unserer bevorstehenden Tour.  Im vorherigen Bericht habe ich euch gefragt, ob ihr unser diesjähriges Reiseziel anhand des Bildes auf der Website erkennt. Im Gästebuch sind einige Tipps eingeschrieben worden – ihr dürft gerne noch mehr rein schreiben 🙂 Lutti hat mit Deutschland und den von dort aus zu sehenden Schweizer Bergen zwar eine ganz amüsante und für die Schweiz schmeichelhafte Antwort geschrieben. Falls das Wasser der Rhein sein sollte, ist dieser ein bisschen gar breit ausgefallen [smile]. Die Antwort ist aber etwas weit von unserem Ziel entfernt. Danke dennoch für dein Raten! Auch Thomas ist noch etwas weit entfernt von unserem Reiseziel – aber das Wasser und die Wälder könnten ja schon eher Finnland widerspiegeln. Doch haben die dort im Norden so hohe Berge? Ich weiss nicht und ich hoffe, wir können das später mal noch nachprüfen. Silvia ist mit ihrem Tipp ganz nah dran – oder auch etwas weiter davon entfernt, wie man es will. Neuseeland ist ziemlich weit davon entfernt, so wie ich dieses Land jedoch aus Zeitschriften und TV kenne, könnte es tatsächlich auch so aussehen. Kanada ist seeeeehr nah dran, aber doch nicht ganz getroffen. Somit kann es ja wohl nur wieder die USA sein, denn näher grenzt kein anderes Land an Kanada…

Ja, tatsächlich sind wir wieder genug „crazy“ um die lange Reise auf uns zu nehmen. Die Reise an und für sich ist ja noch eines, aber das ganze Drum und Dran ist schon etwas extrem. Doch ich habe es ja bereits geschrieben – 5 Wochen Ferien, da müssen wir fast wieder dorthin 😉

Übrigens, das Bild zeigt den Puget Sound, ganz im Nordwesten der USA im Staat Washington, direkt angrenzend zu British Columbia in Kanada. Die Berge zeigen die Olympic Mountains, ein Nationalpark auf der Olympic Halbinsel. Wir fliegen nach Portland, Oregon (dort wo Ariane und ich bereits einmal mit unseren Fahrrädern – zu unserer 10’000 km Hochzeits-Veloreise – gelandet sind). Von dort aus fahren wir diesmal nördlich bis nach Seattle, der Stadt in der ich vor einigen Jahren während 2 Monaten meine Englischkenntnisse aufbessern und vor allem mit einer netten Familie zusammen wohnen durfte. Aber mehr zu diesem Abenteuer werde ich in einem nächsten Beitrag schreiben.

Heute schreibe ich über unsere gerade zu Ende gegangene 4-Tages-Tour – während dem verlängerten „Fronleichnam“-Wochenende. In unserem Kanton feiert man neben Pfingsten und Auffahrt auch noch ein weiteres Fest – und da ist noch einmal Donnerstag und Freitag schulfrei. Also, das heisst für mich auch zwei Ferientage aufwenden und Fahrräder beladen. Die Kinder wollten unbedingt mit dem eigenen Velo und gaaaaanz wichtig, mit den eigenen Packtaschen unterwegs sein.

Am Donnerstag steigen wir in die S-Bahn nach Freiburg, dort in eine andere S-Bahn nach Yverdon und von dort in ein kleines Bähnchen welches ins schöne Jura-Städtchen Saint Croix rauf tuckert. Bei herrlichem Sonnenschein starten wir von Saint Croix direkt in einen steilen aber nicht allzu langen Aufstieg auf den Col des Etroits, von wo es dann mehr oder weniger alles runter, über wunderschöne Juraweiden zum Lac Saint Point geht.

In Malbuisson, checken wir in einen uns bekannten Campingplatz, ein. Die Kinder haben sich schon einige Tage darauf gefreut. Dort gibt es einen tollen Pool mit Rutschbahnen – was gibt es schöneres als an einem heissen Tag einige Stunden im Wasser zu verbringen. Kaum haben wir die Fahrräder abgestellt, sehen wir die Kinder nicht mehr. Den restlichen Tag verbringen wir alle zusammen am Pool.

Am Freitag geniessen wir unsere ersten Pains au Chocolats bevor wir uns auf eine Tour durchs Hinterland machen. Einfach herrlich diese Landschaften und sogar Alani fällt auf, dass sich vor uns eine unendliche, unverbaute Landschaft eröffnet. Im kleinen Dörfchen La Rivière-Drugeon setzen wir uns in ein Bar-Restaurant, zusammen mit -zig Arbeitern aus der Region. Die essen das Menü, bei welchem einfach literweise Rotweinflaschen auf dem Tisch stehen – was zum Menü gehört. Aber alle Achtung, die französische SUVA hat wohl hier auch ein Auge auf die Arbeitssicherheit geworfen. Kaum ein Glas auf dem Tisch ist mit Wein gefüllt, die trinken alle „nur“ Wasser. Könnte ja auch sein, dass der Wein so schauderhaft grausig ist… Ich dagegen geniesse ein kaltes Bier, während dem die Kinder zwei Colas hinunter schütten und eine Glace verdrücken. Ariane begnügt sich mit einem Orangina.

Beim nachfolgenden Aufstieg werde ich herausgefordert. Lorin setzt bereits bei Kilometer 1 von 3 zum Spurt an und Ariane verlangt von mir, dass ich ihn nicht alleine lasse. Da hab ich das Geschenk… Ich grinse in mich hinein und denke, dass nach einer Minute der Saft aus diesen Beinchen raus sein wird. Aber denkste, der Kleine erkennt jede noch so kleine Schwäche von mir und setzt sogleich noch einmal einen drauf. Er zieht das Tempo bis ganz zuoberst durch und ich schwöre hier und jetzt, ich wäre auf keinen Fall schneller diese ca. 150 Höhenmeter rauf gestrampelt. Aber auch die Frauen kommen bald darauf stolz oben an und gemeinsam geniessen wir die nachfolgende Abfahrt in Richtung Lac Saint Point, wo wir noch einmal eine weitere Nacht verbringen – diesmal begleitet von einem ziemlich lange andauernden und heftigen Gewitter.

Der Samstag steht im Zeichen einer langen mit Gepäck beladenen Fahrt. Via Pontarlier, wo wir einmal mehr unsere Kreditkarte im grossen Sportartikel-Laden „Decathlon“ belasten, geht es auf die voie verte, einer stillgelegten Eisenbahnstrecke. Für Radfahrer, Rollerblader und Fussgänger wurden hier knapp 20 Kilometer geteert und wir geniessen ca. 16 km davon. Die letzten Kilometer unserer Etappe führen über eine Hauptstrasse, welche die Kinder sehr gut meistern, Ariane und ich aber sehr aufmerksam auf den zum Glück nicht sehr dichten, aber ziemlich schnellen Verkehr achten. In Morteau finden wir einen wunderschönen, kleinen Campingplatz auf dem wir uns nach dem Zeltaufbau so richtig ausruhen. Zur Belohnung der heutigen 50 Kilometer Fahrt fahren wir in ein Restaurant, wo wir auf der Sonnenterrasse unsere leeren Bäuche füllen. Für die Kinder gibt es den „best ever“ Hamburger (Aussage der Kinder), Ariane versucht sich mit einer Spezialität aus der Region – mit mässigem Erfolg und ich schlemme eine grosse Pizza!

Die letzte Etappe ist kurz, doch mit einigen Höhenmetern versetzt. Nach dem obligaten Pain au Chocolat radeln wir nach Les Brenets, wo wir schon wieder in der Schweiz sind. Den Aufstieg nach Le Locle gehen die Kinder mit einer beeindruckenden Coolness an und einige Schweissperlen später stehen wir schon zuoberst auf dem Col des Roches. Hier besuchen wir die „Moulins souterrains“, ein sehr interessantes Museum, welches zu den unterirdischen Mühlen tief im kalten Berg führt. Die Kinder interessieren sich sehr und sind sehr aufmerksam mit welchem Ideenreichtum hier Mühlen und ein Sägewerk im Berg gebaut wurden.

Nach der anschliessenden kurzen Fahrt nach Le Locle steigen wir müde, aber mit vielen tollen Eindrücken in den Zug. Diese Tage waren für uns sehr erholsam und eine wunderbare Zeit. Die Kinder und wir waren rundum zufrieden, wir haben einige Zeit auf dem Fahrradsattel verbracht, aber auch sehr viel Zeit gehabt uns auszuruhen, das Bad und den Campingplatz zu geniessen und einfach miteinander Zeit zu verbringen. Eine perfekte Vorbereitung auf das bevorstehende Abenteuer im Sommer!