19.07.2015 Cascade Locks – Hood River, 30 km

Was für eine Nacht… Immer und immer wieder rumpelt es von weit her, kommt immer näher und näher und kurz bevor dieses ca. einen Kilometer lange Ungetüm 20 Meter von uns entfernt hindurch schnaubt, dröhnt es durch seine wahrscheinlich 100 Rohre mit voll Power – Tuuuuuuuuut, tuttuuuuuuuut… Nach dem Horn rumpelt es weiter und weiter – bis eben dieser Kilometer endlich an uns vorbei ist. Hier führt wahrscheinlich eine ganz wichtige Güterverkehrsachse durch, entlang des Columbia Rivers. Auch auf der anderen Seite des Flusses dröhnt es gleich, halt etwas weiter entfernt. Die Eisenbahn ist ja ein tolles Verkehrs- und Transportmittel, aber nicht mit 5 Diesel-Loks und mit einem so grossen und lauten Horn, dass hier oben die Bären kaum Winterschlaf halten können. Geschweige den vom Schlaf der Schweizer Touristen… Ok, wir wollen nicht in den Winterschlaf fallen – bei diesen Temperaturen sowieso nicht, aber wenigstens ein paar Stunden durchgehenden Schlaf wäre gar nicht so übel.

Dennoch haben wir ganz ordentlich geschlafen, gemütlich stehen wir erst um ca. halb acht auf und schlendern dann zur Terrasse beim Campingplatz-Shop, wo wir uns vom „all you can eat Pancake-Essen“ die Bäuche voll schlagen. Sehr fein und ordentlich viel… Danach plappere ich mit ein paar Campinggästen, mache meine Morgentoilette MIT Rassur und komme wenig (oder ist es viel) später zurück auf unseren Platz. Was sehe ich da? Alles schon verpackt und sogar das Zelt ist bereits abgeräumt und verpackt wie ich es nicht besser hätte machen können. Aha, von jetzt an weiss ich was ich am Morgen machen muss, wenn danach alles wie von Geisterhand schon gepackt ist. Merci Ariane, du hast es einfach im Griff!

Bevor wir den Campingplatz verlassen, springen wir noch einmal in den Pool und kühlen uns etwas ab. So geht es heute erst gegen 11.00 Uhr los. Die Hitze liegt schon wieder auf der Strasse und schon nach wenigen Metern ist die „Pool-Kühle“ von unseren Körpern verschwunden. Aber mit einem leichten Rückenwind und ohne jeglichen Verkehr kommen wir auf dieser schönen Strasse gut voran. Bis zum ersten Aufstieg – und was für einer. Es geht eine ca. 10 % Steigung an praller Sonne dem Himmel entgegen. Das fordert uns schon mal ziemlich heraus, aber wir meistern diesen Berg bald einmal. Das runter Fahren – oder man könnte schon fast fliegen sagen – bei 70 km/h macht natürlich doppelt Spass. Leider kommen wir schon bald einmal zur Einfahrt vom Freeway, auf welchem sehr viele Autos mit hohem Tempo dahin rauschen. Die Einfahrt selber wäre ja nicht wirklich ein Problem, wenn wir mit unseren Fahrrädern daran vorbei fahren könnten. Doch es gibt keine andere Möglichkeit, als auf diese Autobahn zu fahren und dort unserem Ziel entgegen zu strampeln. Kein schönes Radfahren in einer solchen Situation. Der Pannenstreifen ist zwar schön breit, aber total mit viel Schrott und zerfetzten Reifen übersäht. Doch es kommt noch besser, der Pannenstreifen wird schmaler, höchstens noch einen Meter breit und auf der rechten Seite gibt es keine Ausweichmöglichkeit, es steht eine standfeste Mauer. Da rauschen diese Autos und Trucks ziemlich nahe an einem vorbei. Sogar ich wollte da möglichst schnell wieder weg.

Bei einer Raststätte treffen wir einen Ranger, der uns einen Tipp gibt, dass wir von hier an für wenigstens 1 Meile den alten Highway nehmen können. Aber danach heisst es wieder auf die Autobahn. Ich würde die Strecke und auch das Verkehrsaufkommen mit der A6 Bern – Thun an einem frühen Freitagabend vergleichen. Für diese Strecke sind wir ganz bestimmt nicht in die Staaten gereist. Aber es kommen ja hoffentlich wieder bessere Zeiten oder eben Strecken…

Die Ausfahrt bei Hood River nehmen wir natürlich gerne und sobald wir irgend ein Restaurant einer grossen Kette hier in den USA sehen, gehen wir hinein. Einerseits wegen dem Durst und Hunger, andererseits wegen der Klimaanlage. Es ist nun über 35 Grad und ein richtig starker, heisser Wind bläst durchs Städtchen. Drinnen im Fast-Food-Restaurant Taco Bell essen wir einige Tacos und trinken ihren Trinkautomaten leer. Lorin beklagt sich zwar schon nach einigen Minuten es sei kalt hier drinnen. Und tatsächlich, Ariane schliesst sich ihm an und sie gehen nach draussen in den Backofen – die beiden frieren einfach viel zu schnell…

Mit vollen Mägen fahren wir zum grossen Wall Mart und kaufen uns dort die daheim vergessenen Rückspiegel. Heute wären wir einige Male froh darum gewesen. Aber wir sind jedenfalls froh, dass wir für uns passende gefunden haben. Und nun greifen wir den „Killer Hill“ an, ein bis zu 14 % ansteigender, ziemlich langer Aufstieg, welcher zum Haus unserer nächsten „Hosts“ führt. Wir können heute bei Kristen, Jeff und dem 9 jährigen Anson übernachten. Kurz mal „Hallo“ sagen, die Sachen ins Haus tragen und sofort die Badehosen auspacken und mitnehmen. Wir fahren mit Jeff und Anson, die uns abgeholt haben, runter an den Strand des Columbia Rivers. Wir sind nicht die einzigen. Es ist ein riesiges Windsurfer und Kite Paradies. Zu hunderten zischen die draussen über den breiten und welligen Fluss – ein Spektakel diesen kühnen Brettsportlern zuzuschauen. Wir gehen aber lieber ins ruhigere Wasser hinter einer Sandbank. Dort schwimmen wir und die Kinder gehen auf Erkundungen auf Ansons Kajak. Herrlich diese Abkühlung. Später gehen wir mit allen eine Pizza essen und verbringen einen gemütlichen Abend.

Was mir heute auch aufgefallen ist; vielleicht für einige ein Thema über welches man nicht spricht, und dennoch will ich es ansprechen. Ich habe heute sicher über 5 Liter Flüssigkeit in mich hinein gelöst. Wir kennen es ja, wenn man oben etwas rein kippt, dann kommt es meistens unten wieder raus. Aber trotz der relativ grossen Menge an Getränken musste ich nur einmal Wasser lösen – und das erst noch ziemlich dürftig. Tja, der Rest ist entweder irgendwo hängen geblieben (wahrscheinlich der Zucker) oder sonst verdampft…

Übrigens – nun sind auch einige Bilder online, schau bei „Fotos“