24.07.2015 Yakima – Ellensburg, 74 km

Ein wunderschöner Tag, um es vorneweg zu nehmen. Aber beginnen wir dort wo eine Geschichte beginnen sollte.

Wir stehen heute Morgen sehr früh auf, 5.15h um es genau zu nehmen. Terry und Patty gehen heute früh raus und wir wollen ihnen doch noch „tschüss“ sagen. Schweren Herzens wecken wir auch die Kinder, die noch im Tiefschlaf sind. Kurz später latschen wir alle zusammen, mit verschlafenen Gesichtern und Frisuren, rüber zum Haus von Patty. Dies ist nur über die Strasse, denn wir schlafen ja bei Pattys Mutter, Mary. Terry und Patty sind schon auf den Beinen und freuen sich umso mehr, dass auch die Kinder vorbei schauen. Der Abschied fällt uns allen natürlich nicht leicht, doch irgendwann muss er ja kommen. So latschen wir, nach dem emotionalen Abschied, wieder in einer Einerkollonne zurück zu Marys Haus. Die Kinder schlafen noch einmal eine kurze Zeit, ich würde gerne und Ariane ist schon voll fit. Also helfe ich auch beim Packen – oder tue wenigstens so als ob…

Mary, die 88 Jahre junge Dame, macht unser Frühstück bereit. Sie streicht mir sogar die Toastbrote mit Butter ein. Wow, das wurde mir das letzte Mal wahrscheinlich im Kindergarten gemacht, oder so… Ich könnte mich gerne daran gewöhnen, aber eben, in den Ferien ist das etwas Anderes. Mary ist in dieser ganz kurzen Zeit wie eine Grossmutter resp. Urgrossmutter für uns geworden. Wir haben etwas feuchtere Augen, als wir ihr „good bye“ sagen. Natürlich versprechen wir wieder einmal vorbei zu schauen. Aber wer weiss wann das ist und ganz ehrlich gesagt, haben wir heute Morgen Mary wahrscheinlich zum letzten Mal „Adieu“ gesagt. So eine herzliche, nette und liebe Frau. Wir werden sie für immer in guter Erinnerung haben!

Durch Yakima hindurch finden wir einen kurzen aber tollen Radweg und fahren in Richtung Silah, der Town nach Yakima. Terry arbeitet in einer dieser unglaublich riesigen Obstplantagen. Es ist unglaublich wie viele Tonnen Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen und und und hier jedes Jahr heranwachsen. Schon bald fahren wir in den Yakima-Canyon und wir sind beeindruckt von den Felswänden und dem Fluss unterhalb uns. Ein toller Canyon, welchen wahrscheinlich kaum ein Tourist von Übersee anschauen würde. Wir haben das Privileg, hier in einem langsamen und gut wirkenden Tempo durchfahren zu können.

Zuerst geniessen wir trotz Aufstieg den Rückenwind, doch ca. in der Hälfte des Canyons wechselt dieser und die Weiterfahrt wird anstrengend. Vor allem als wir den Canyon verlassen, bläst uns ein unglaublich harter Gegenwind entgegen. Für die letzten ca. 7 Kilometer brauchen wir länger als für die vorherigen 20 Kilometer. Wir schaffen es trotzdem und erreichen völlig ausgetrocknet und durstig ein Subway Restaurant (dem kann man wohl nicht so sagen, eher einfach Imbissbude…). Der Wind ist mittlerweile so stark, dass wir aufpassen müssen, wenn wir die Türe zum Gebäude öffnen. Ein kleiner Windstoss und die ist weg…

Im Subway bestellen wir herrliche Sandwiches und essen diese draussen an der Sonne hinter dem Subway-Zeichen. Die Sonne alleine reicht nicht aus, man muss auch noch hinter dem Subway-Zeichen den Wind brechen um etwas warm zu haben.

Wir sind früh an unserem Ziel und unsere übers Internet gefundene Gastgeberin hat noch nicht geantwortet, ab wann wir bei ihr sein sollen. Also fahren wir weiter und suchen nach einem Park mit Spielplatz. Irgendwann finden wir ihn dann doch und wir strecken dort unsere Knochen, lassen es bei einem kurzen Power-Näppchen gut gehen. Später erhalten wir ein Email, dass wir zu unserer Gastgeberin kommen können, sie daheim ist und auf uns wartet. Und wir sind sofort auf unserem Weg. Leiter hat sie uns eine falsche Adresse angegeben – West anstatt East und so klopfen wir zuerst an eine wortwörtlich hundslausiges und total heruntergekommenes Häuschen. Ich stelle mir vor, dass wohl irgendein Typ mit der Waffe im Hosenbund und einer Zigarette im Mundwinkel, bekleidet nur mit alten, fahlgelben Unterhosen und einem Trägershirt, die Türe öffnet. Gut, dass es nicht nach meinen Vorstellungen geht und kein solcher Typ die Türe auf macht. Niemand macht auf, das beruhigt…

Ich schreibe noch einmal unserer Host-Partnerin und sie antwortet noch fast schneller als das Email raus geht. Sie ruft mich an und entschuldigt sich, dass sie …West und nicht …East geschrieben hat. Das ist natürlich ganz und gar nicht das Gleiche und wir müssen einige Blocks in Richtung Osten radeln.

Unsere Gastgeber rufen uns an der besagten Kreuzung von ihrem hübschen und sehr grossen Haus entgegen. Wir sind kaum von den Velos gestiegen, zeigen sie uns das grosse Haus, den Keller, die Küche, die Dusche und so weiter. Und kaum haben wir das Haus angeschaut, stehen sie neben uns und sagen uns gute Nacht. Sie gehen noch ein bisschen in den Ausgang und kommen irgendwann wieder. Also, diese Hütte gehört nun voll uns ganz alleine. Aber zuerst geht es einkaufen und anschliessend nehmen wir eine angenehme Dusche. Nachdem alle geduscht haben, gibt es Chips, ein Gläschen Wein und für die Kinder etwas Saft auf der Terrasse. Doch das Nachtessen essen wir drinnen – grosse Steacks, Salat, Melone und Tomaten – einfach gesund…

Wir (resp. die Kinder und Ariane) kriechen schon früh in die Schlafsäcke und ich schreibe hier noch. Falls wieder mal etwas Ungenaues, Unverständliches oder einfach etwas total aus der Geschichte getriebenes geschrieben worden ist, dann bitte ich um Entschuldigung. Ich schlafe schon seit zwei Stunden fast ein und nun muss ich einfach aufgeben. Guet Nacht…